Nachmachen, aber gern! Italienische Alpen – Seealpentrek

In der Panorama vom Dezember 2010 wurde am Beispiel des Seealpentrek das Naturpark-Wandern vorgestellt, basierend auf einem Buch von Iris Kürschner: sehr eindrucksvoll, einladend und zum Nachgehen. Inzwischen ist diese im Netz verfügbar unter: www.alpenverein.de/chameleon/outbox/public/…/unt2_16971.pdf
In der Tat sind die Karten des italienischen geographischen Instituts (IGC) ungenau. Auch der Führer von Frau Kürschner enthält Fehler bzw. Ungenauigkeiten. Dennoch: Die Tour ist wunderschön (auch wenn wir die Tour gekürzt haben), anspruchsvoll aufgrund der vielen Höhenmeter und der mental anstrengenden Strecke. Blockwerk, befestigte Militärwege, Grobkiesel verlangen konzentriertes Gehen. Zum Schauen empfiehlt sich das Stehenbleiben. Und für Menschen, die Pflanzen lieben ist der Juni/Juli ideal. Wegen der unklaren Wegführung, fehlender Gletscherausrüstung und des Nachmittags aufziehenden Gewitters – es ist immer gut noch einmal die jeweiligen Hüttenwirte zu befragen – haben wir den Abschnitt über die Pagari-Hütte ausgelassen.

Unser Tourenverlauf
Beginn am 30.06.2012 in Terme di Valdieri (Höhe 1368 m)
Wir gingen über die Via Alpina (hier gleich mit dem GTA – Grande Traversata delle Alpi) durch das Valle del Valasco, zunächst direkt am Flußlauf entlang in Richtung Rifugio E. Questa (Höhe 2388 m). Hierbei wählten wir gegen Ende der Strecke nicht den Direktanstieg sondern die Umrundung des Felsmassivs über den N23 und N22. Dieser Weg führte uns am Lago die Valscura und am Lago di Claus vorbei, während einer Pause konnten wir die Füße im Wasser kühlen. Die reine Gehzeit betrug 3 ½ Stunden und wir überwanden 1020 Höhenmeter.
Das Rifugio E. Questa ist sehr klein, spartanisch und in den Lagern gab es nur wenig Bewegungsfreiheit. Für € 7,00 kann man ein Lunchpaket erwerben.

01.07.2012 von E. Questa (2388 m) nach Rifugio Remondino (2465 m)
Der Weg führte uns über den Wanderweg N22, N18, N16 vorbei am Biv. J. Guiglia und an einem Rif. Militare weiter über N26, Richtung Casa del Re und zum Rifugio Remondino. Gegen Ende des N26 hatte der Weg ein sehr starkes Gefälle. Vor dem Gegenanstieg überquerten wir den Bach kurz bevor er sich in 2 Zuflüsse aufteilte. Der Zustieg zum Rifugio Remondino verläuft steil in Kehren hoch und beinhaltet hohe Felsstufen. Auf diesem Rifugio befand sich außer unserer Gruppe nur noch ein weiterer Übernachtungsgast. In der Umgebung des Rifugio Remondino trafen wir zum ersten Mal auf Steinböcke, denen wir uns bis auf wenige Meter nähern konnten. Auf dieser Strecke überwanden wir im Aufstieg 1.125 m und im Abstieg 983 m. Die reine Gehzeit betrug ca. 7 Stunden.

02.07.2012 von Rif. Remondino (2465 m) nach Ref. Cougourde (2090 m)
Hier änderten wir unsere geplante Route, da oberhalb des Rif. Remondino das Gelände absturz- und steinschlaggefährdet sowie von Schneebändern durchzogen war (laut Karte ist der Übergang weglos – nach Hüttenwirtauskunft machbar). Wir stiegen den Weg von Remondino ab bis zum Abzweig des Weges nach links auf N12. Diesem folgten wir bis zum Colle di Mercantour, dessen Übergang auf 2611 m liegt. Dieser Übergang bildet gleichzeitig die Staatsgrenze. Auf französischem Territorium ist die Wegfindung auf den ersten 500 Höhenmetern im Abstieg schwierig und führt zunächst durch Blockwerk, dann durch Schrofengelände. Mit Erreichen der Baumgrenze wird der Weg zu einem, durch weiße  Markierungen gekennzeichneten Pfad. Dieser Pfad führt hinunter bis zum Wanderweg GR52 auf einer Höhe von ca. 1530 m. Dieser gut ausgebaute und markierte Weg führt am Rif. Saladin vorbei. Vom GR52 zweigt auf einer Höhe von 1936 m der Zustieg zum Refuge de la Cougourde ab.
Wir überwanden im Zustieg ca. 1300 m und im Abstieg ca. 1.600 m. Die Gehzeit betrug ca. 7 ½ Stunden.

03.07.2012 von Ref. Courgourde(2090 m) nach Ref. Mad. De Fenestre (1903 m)
Wir begaben uns wieder auf den GR52 bis zum Abzweig am Pass de Ladres. Dort stiegen wir auf den Colle de Finestra (2471 m). Diese Variante verlängert die Tour um ca. 30 Min. Im Abstieg bietet sich der Lac de Finestra für eine Pause an. Die reine Gehzeit beträgt ohne den Umweg 3 Stunden. Diese Strecke beinhaltet einen Anstieg von 421 m und einen Abstieg von 608 m.
Ausschließlich am Ref. Mad. De Fenestre hat man Handyempfang! Dieses Rifugio hat eine kostenlose warme Dusche!

04.07.2012 von Ref. Mad. De Fenestre (1903 m) nach Rifugio Genova Figari (2010 m)
Hier änderten wir ebenfalls unsere ursprünglich geplante Route, die über vergletschertes und schwieriges Gelände geführt hätte.
Wir gingen über Via Alpina (GTA) und erreichten nach ca. 2 Std. wieder den Pass Colle di Finestra, vorbei am Rifugio Ellena, welches nach einer weiteren Stunde erreicht wurde. Wir gingen auf der gut markierten Via Alpina weiter bis zum Rifugio Genova Figari. Gesamtgehzeit ca. 6 Stunden. Wir überwanden im Aufstieg ca. 1150 m und im Abstieg ca. 1200 m.

05.07.2012 von Rifugio Genova Figari (2010 m) nach Terme di Valdieri (1368 m)
Der Via Alpina am Seeufer folgend gehen wir bis zur Staumauer, den Weg ca. 50 Höhenmeter hinunter dann nach links der Ausschilderung Passo Chiapous folgen und durch den Tunnel gehen. In großen Kehren führt der Weg bis zum Pass del Chiapous hinauf (2526 m). Gehzeit bis zum Pass ca. 2 Stunden. Vom Pass bis zum Rif. Morelli Buzzi, das man nach ca. 30 Min erreicht führt der Weg größtenteils durch Blockwerk. Von hier aus dauert es noch ca. 2 Stunden auf einem qualitativ immer besser werdenden Wanderweg bis Terme di Valdieri. Im Abstieg überwanden wir ca. 1200 m und im Aufstieg 672 m.
Direkt am Ende dieses Wanderweges befindet sich ein kostenfreier Parkplatz. Diese Tour sollte mit Wanderstöcken begangen werden. Ausreichend Getränke sollten mitgeführt werden. Die italienische Wanderkarte 1:50.000 (Instituto Geografico Centrale – IGC Nr. 8) ist sehr ungenau, die 1:25.000 (IGC Nr. 113) schon besser. Für den französischen Bereich gibt es eine hervorragende Karte: IGN3741OT.

Barbara Solf-Suckau, Frauke Jacobsen